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AutorenbildJulia Pechmann

Mit Optimismus und Bewegungstherapie in die Zukunft

Katharina litt an Epilepsie. Dank einer Operation lebt sie jetzt frei von Anfällen, aber mit Beeinträchtigungen ihrer rechten Körperhälfte. Mithilfe der Bewegungstherapie von HOME4MOTION verbessert sie ihre Schwächen nachhaltig und blickt optimistisch in die Zukunft.

Katharina übt mit dem Therapiegerät "Amadeo"
Katharina übt mit dem Therapiegerät "Amadeo"

Die 11-jährige Katharina leidet schon ihr ganzes Leben an Epilepsie. Im April 2020 konnte ihr durch einen neurochirurgischen Eingriff, einer Hemisphärektomie (operative Entfernung von Teilen des Großhirns), Linderung verschafft werden. In Folge des Eingriffs ist Katharina anfallsfrei und kann wahrscheinlich schon bald ihre Medikamente absetzen. Trotz des positiven Erfolgs der Operation hinsichtlich der Epilepsie, blieb ihr eine Halbseitenlähmung (Hemiparese) der rechten Seite, die besonders ihre Armfunktion beeinträchtigt und alltägliche Handlungen erschwert.


Um ihre Schwächen zu verbessern, startete Katharina im November 2021 einmal in der Woche ihre Therapie bei HOME4MOTION in Wien. In den Osterferien 2022 absolvierte sie zudem eine Intensivtherapie mit täglich vier Stunden Therapie. Der Vorteil der Intensivtherapie ist die hohe Intensität, die große Anzahl an Wiederholungen, die Abwechslung und der Spaß.


Hohe Intensität bringt Erfolge

Der Therapiefokus von Katharinas Intensivtherapie lag auf der Verbesserung der Funktionsfähigkeit der rechten Hand und umfasste Übungen zur Reduktion der Spastik und der Aktivierung der gelähmten Muskulatur. Als Linkshänderin ist ihre dominante Hand zwar nicht direkt von der Symptomatik betroffen, dennoch sollte die Fähigkeit der rechten oberen Extremität so gut wie möglich gesteigert werden, um diese besser im Alltag integrieren zu können und auch Aktivitäten, die den Einsatz beider Arme bedürfen, zu verbessern. Außerdem fanden Maßnahmen statt, die Katharinas geringfügig beeinträchtigtes Gangbild ökonomisieren sollten.


Für die Hand-Rehabilitation wurde das Therapiegerät „Amadeo“ genutzt. Katharina leidet besonders unter der Spastik der Hand. Aus diesem Grund wurde Katharinas Hand zu Beginn eines Therapietages durch das Lockern und Entspannen der Finger durchbewegt und für weitere Übungen vorbereitet. Amadeo ist ideal, um die Fingerkoordination bzw. die selektive Fingerbewegung zu üben, während das Handgelenk passiv in der gewünschten Stellung fixiert wird. Durch Vibration und automatisierte individuell angepasste Bewegungen arbeitet Amadeo einerseits gezielt an der Verbesserung der Tiefensensibilität und andererseits an der Verbesserung der Beweglichkeit der Finger. Ebenso wurde während der Therapie mit Amadeo zusätzlich die geschwächte bzw. gelähmte Muskulatur des Unterarms mithilfe elektronischer Muskelstimulation aktiviert. Bei der elektrischen Muskelstimulation werden elektrische Impulse an die gewünschten Nervenbahnen geleitet, die dadurch zur Aktivität gereizt werden. Dadurch werden die Patienten:innen wieder mobil, da die motorische Funktion erneuert und das zentrale Nervensystem trainiert wird, das dann wieder lernt die gewünschten Muskeln eigenständig anzusteuern. In Katharinas Fall verbessert die Kombination aus elektronischer Muskelstimulation und Amadeo die Fingerkoordination und reduziert Spastik. Nach der Nutzung von Amadeo folgten z.B. Übungen im Vierfüßlerstand, wobei der Arm unterschiedlich belastet werden musste.


Für die Hand-Rehabilitation wurde auch das Therapiegerät „Pablo“ genutzt, der durch spezielle Sensoren jede Bewegung der Hand ermitteln kann. Katharina übte ihre Hand und ihren Arm in verschiedenen Stellungen zu koordinieren. Katharina war motiviert und konnte dies mit den interaktiven Therapiespielen immer besser durchzuführen.



Mit Katharinas liebsten Therapiegerät „Myro“ - ein interaktives Therapiesystem mit einer sensorbasierten Oberfläche - wurde ein alltagsnahes, motorisches Lernen von groß- und feinmotorischen Fähigkeiten und Bewegungen von Armen bzw. Händen ermöglicht. Durch den Einsatz verschiedener Objekte wie z.B. einem Stift, einer Tasse oder einem Ball konnten unterschiedliche Griffarten wie z.B. der Lateralgriff (Fixieren eines Gegenstandes zwischen Daumen und Seitenkante des Zeigefingers) funktionell verbessert werden.

Katharina übt mit dem Therapiegerät "Myro"
Katharina übt mit dem Therapiegerät "Myro"

Die Verbesserung von Katharinas Gangbild war auch Teil der Intensivtherapie. Katharinas Gangbild weist aufgrund eines schwächeren rechten Vorfußhebers, einen leicht asymmetrischen Bewegungsablauf auf, der sie daran hindert, schnell zu gehen. Um ein schnelleres Gangbild zu erreichen, trainierte sie mit unserem Gangtrainer „Perpedes“. Durch die Ausführung der richtigen Gehbewegung wird diese Bewegung ergonomisiert und automatisiert. Hierdurch fällt es dem Gehirn leichter diese Bewegung durchzuführen, wodurch wiederum die Ausdauerleistung vieler Bewegungen gesteigert werden kann.

Um der Vorfußheberschwäche weiters entgegenzuwirken, wurden Koordinations- und Kraftübungen auch mithilfe von Pablo und dem Gangphasentrainer Omego trainiert. Dabei wurde der Pablo-Sensor auf den Fuß fixiert und unterschiedliche Übungen z.B. den Fuß nach vorne und hinten oder von rechts nach links bewegen gemeinsam mit den interaktiven Therapiespielen durchgeführt.


Werte zeigen nach oben

Um objektiv bewerten zu können, ob unsere Patienten:innen Fortschritte machen, führen wir jedes Mal eine genaue Anfangsuntersuchung durch. Die Tests dieser Untersuchung werden während und am Ende des Therapieblocks wiederholt, damit wir ein optimales Training gewährleisten können.


Mit dem Amadeo wurde unter anderem die Ausprägung der Spastizität, die Muskelspannung (Tonus) und die Beweglichkeit der Hand erhoben. Katharina hat sich in der Intensivwoche bei fast allen Testungen verbessert. Am eindrucksvollsten ist das Vorher-Nachher-Ergebnis der Beweglichkeit. Diese hat sich im Vergleich zum Start vervierfacht. Bezüglich der Kraftgrade paretischer (gelähmter) Muskulatur konnte jedoch keine Veränderung festgestellt werden.

Mithilfe des Handsensors Pablo konnten zudem z.B. Griffarten (Pinzettengriff, Faustschluss) näher untersucht werden. Die Messung ergaben jedoch eine gleichbleibende Kraft und Beweglichkeit der Hand.


Der Box & Block Test ist ein speziell für die Beurteilung der Funktionsfähigkeit des Arms geeignetes Assessment. Hierbei sollten die einzelnen Klötzchen mit der betroffenen Hand bewegt werden. Katharina war es nur möglich vorbereitete Blöcke zu bewegen und hatte auch Schwierigkeiten die Blöcke mit der Hand wieder loszulassen. Aus diesem Grund konnte das Assessment nicht standardisiert durchgeführt werden. Nichtsdestotrotz boten die Blöcke eine wertvolle Übungsstation für Katharina.

Katharina übt mit dem Box & Block Test
Katharina übt mit dem Box & Block Test

Optimistischer Blick in die Zukunft

Objektiv konnten nach der Intensivtherapie Fortschritte erreicht werden. Viel wichtiger sind jedoch die subjektiven, persönlichen Verbesserungen für Katharina.

Ich spüre, dass sich meine Hand lockerer anfühlt und ich konnte auch zum ersten Mal selbstständig den Reißverschluss meiner Jacke zumachen. Davor musste ich immer ein Hilfsmittel verwenden, aber jetzt geht’s schon ohne“, erzählt Katharina.

Katharina ist sehr zufrieden mit der absolvierten Therapie und blickt optimistisch in die Zukunft. Sie hat neben robotikgestützten Maßnahmen auch zahlreiche Übungen und Strategien erlernt, die sie zuhause weiterführen kann und somit weiterhin fleißig an ihren Zielen arbeiten kann.


Wir wünschen Katharina alles Gute auf ihrem weiteren Weg und dass sie alle ihre Ziele erreichen kann.






Großzügige Spende für Intensivtherapie

Katharinas Intensivtherapie in den Osterferien wurde dank einer großzügigen Spende des Vereins freiraum-europa ermöglicht. freiraum-europa unterstützt vorwiegend Kinder und Jugendliche, die vom Schicksal schwer getroffen wurden. Die positiven Entwicklungen seit der Gründung sind den vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen von freiraum-europa zu verdanken. freiraum-europa unterstützt im In- und Ausland behinderte Menschen in Notlagen mit Sach- und Geldspenden sowie Beratungs- und Bildungsleistungen. "Es ist uns wichtig, insbesondere dort zu helfen, wo Hilfe am nötigsten ist."





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