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AutorenbildHelena Inama

Erste Schritte nach einem Jahr: Esther erzielt bemerkenswerte Fortschritte

Aktualisiert: 30. Jan.

Die 14-jährige Esther leidet an CRPS (Complex regional pain syndrom) und ist seit einem Jahr auf einen Rollstuhl angewiesen. Durch eine Intensivtherapie machte Esther erstaunliche Fortschritte.


Esther, Urkunde, Physiotherapeutin, Sprossenwand
Esther mit Urkunde der Intensivtherapie

Die 14-jährige Esther leidet an CRPS (Complex regional pain syndrome), ein kaum erforschtes Syndrom, bei dem eine Person anhaltende starke und schwächende Schmerzen erleidet. Bei Esther sind der linke Unterschenkel und Fuß betroffen - jegliche Berührung und Gewichtsbelastung führen zu Schmerzen. Vergangenes Jahr konnte sie zudem von einem Tag auf den anderen ihre Beine nicht mehr bewegen und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Die genaue Ursache ist derzeit nicht geklärt.


Esther war bereits mehrere Male zur Intensivtherapie in unserer Praxis HOME4MOTION in Graz. Seit der letzten Therapiewoche im Jänner macht Esther große Fortschritte - die Aktivität in den Beinen kommt langsam wieder zurück. Esther schaffte es im Jänner erstmals die Beine aktiv zu bewegen und konnte beim Aufstehen und Stehen an der Sprossenwand etwas Gewicht mit den Beinen übernehmen. Motiviert durch diesen Erfolg, startete Esther bereits ein Monat später die nächste einwöchige Intensivtherapie in unserem Therapiezentrum in Graz.

Esthers Ziel war es, am Ende der Woche sicherer und länger an der Sprossenwand stehen zu können. Sie war selbst sehr erstaunt als sie auf Anhieb mehrere Minuten mit Festhalten an der Sprossenwand stehen konnte. Somit probierte Esther bereits am ersten Therapietag zwischen zwei Liegen mit den Händen zum Abstützen zu gehen. Zur Überraschung aller konnte sie so ihre ersten Schritte seit über einem Jahr machen. Motiviert von dem Erfolg hat Esther gleich danach probiert mit einem Rollator zu gehen. Mit Unterstützung der Physiotherapeutin und einer zweiten Person schaffte Esther auch das!

Esther geht mit Krücken
Esther konnte am 2. Therapietag mit Krücken gehen

Mit diesen Erfolgen gleich am ersten Tag der Intensivtherapie änderten sich auch Esthers Ziele für diese Woche. Sie setzte sich zum Ziel die Qualität des Gangbildes und auch die Gehstrecke zu verlängern.


Therapie für Stehen und Gehen

Die Fokusse der Intensivtherapie lagen basierend auf ihren Therapiezielen einerseits beim Gehtraining zur Verbesserung der Stand- und Schwungbeinphase und andererseits beim Gleichgewichtstraining im Stehen.


Das Gehtraining fand mit unserem robotikgestützten Gangtrainer Lyra statt. Lyra erzeugt das menschliche Gangmuster detailgetrau nach und das Gangmuster wird individuell an Esther angepasst. Das Training fühlt sich dabei wie natürliches Gehen an – ein entscheidender Faktor, um die Gehfähigkeit zu verbessern. Das Gelernte wurde gleich am ersten Tag im Training mit dem Rollator und ab dem zweiten Tag mit den Krücken umgesetzt.

Esther hatte zu Beginn der Woche noch Schwierigkeiten in der Stand- und Schwungbeinphase beim Gehen. Durch gezielte Übungen hat Esther die Knie- und Hüftbeugung zum Heben des Schwungbeines geübt. Auch der initiale Fersenkontakt sowie die Gewichtsübernahme auf das Standbein musste Esther wieder neu trainieren. Es war erstaunlich zu sehen, wie schnell sie das Geübte umsetzen konnte und sich ihr Gangbild von Tag zu Tag qualitativ verbesserte.


Esther trainiert am Omego
Esther trainiert am Omego

Die Fortschritte beim Gehen wurden durch Übungen am Gangphasentrainer Omego unterstützt. Die gezielte Ansteuerung der Beinmuskulatur, die Gewichtsübernahme sowie die koordinierte gegengleiche Bewegung beider Beine konnte mithilfe der Fahrrad-, Beinpresse- und Stepperfunktion trainiert werden.


Das Gleichgewichts- und isolierte Gangphasentraining wurde im Stehen auf der Balance Plattform Tymo, dem Wackelbrett sowie an der Kletter- und Sprossenwand und der Therapieliege durchgeführt. Esther musste beispielweise auf dem Wackelbrett stehen und musste das Brett gezielt nach rechts, links, vor und zurück kippen, während der Oberkörper in der aufrechten Position stabilisiert werden musste.


Der Rumpf stellt eine wichtige stabilisierende Komponente beim Bewegen der Arme oder Beine dar. Somit lag ein weiterer Fokus darauf den Rumpf in unterschiedlichen Positionen zu kräftigen. Esther war voller Motivation dabei und scheute sich nicht davor neue und schwierige Übungen, wie Planking oder Liegestütz auszuprobieren. Auch im Sitzen und Stehen trainierte Esther ihren Rumpf mit Gewichten in den Händen.


Esther hat bisher einen mit den Beinen passiven Transfer auf den Boden und zurück in den Rollstuhl gemacht. Da sie nun ausreichend Aktivität in den Beinen hat, übte sie auch das Aufstehen und hinunter Gehen auf den Boden im Ausfallschritt.



Ein krönender Abschluss

Um objektiv bewerten zu können, ob unsere Patient:innen Fortschritte machen, führen wir jedes Mal eine genaue Anfangsuntersuchung durch. Die Tests dieser Untersuchung werden am Anfang und und am Ende des Therapieblocks wiederholt, damit wir ein optimales Training gewährleisten können.


Unsere Assessments zeigen: bei Esther konnte eine erhebliche Steigerung der motorischen Fähigkeiten festgestellt werden.

Esther kann frei stehen
Esther kann am Ende der Intensivtherapie frei stehen

So konnte Esther am Anfang der Woche nur mit Festhalten an der Sprossenwand stehen, am Ende konnte sie jedoch ohne jegliche Unterstützung frei stehen. Auch beim Aufstehen machte Esther große Fortschritte, zu Beginn der Woche musste sie sich zum Aufstehen noch festhalten bzw. benötige Unterstützung, am Ende konnte sie das Aufstehen schon ohne Unterstützung oder Festhalten meistern.


Auch beim Gehen konnte Esther großartige Erfolge erzielen. Am Anfang der Woche konnte sie nur max. 5 - 7 Meter am Stück mit dem Rollator gehen, wobei eine Hilfsperson den Rollator von vorne stabilisierte. Doch während der Intensivwoche schaffte Esther alle Gehstrecken in der Therapieeinrichtung ohne eine Hilfsperson mit Krücken zu gehen. Beim abschließenden 6 Minuten Gehtest, bei dem in 6 Minuten eine möglichst weite Strecke gegangen werden soll, schaffte Esther eine Strecke von 151 Meter mit Krücken.


Die Kraft der Oberschenkelmuskulatur haben wir am Omego mit dem Krafttest gemessen. Die Steigerungen bei der Kraftmessung sind dabei vor allem rechts beachtlich: sie konnte ihre Kraft im Vergleich zum Therapiestart um 16,2 kg steigern. Auch links konnte sie ihre Kraft um 4,2 kg verbessern. Ihre gesamte Kraft der Oberschenkel konnte sie auf 54,7 kg erhöhen, eine Steigerung von 17,6 kg.

Therapiestart

Therapieende

​Krafttest Beine

​Links: 10,9 kg

Rechts: 27,8 kg

Gesamtkraft: 37,1 kg

​Links: 15,1 kg

Rechts: 44,0 kg

Gesamtkraft: 54,7 kg

Auch beim Bridging steigerte sich Esther stark. Am Anfang der Woche schaffte sie 3x10 Wiederholungen, mit einer Pause nach 10 Wiederholungen, und am Ende 30 Wiederholungen ohne Pause und zusätzlich noch weitere 10 Wiederholungen.

Esther, Bridging, Therapeutin
Am Ende der Intensivtherapie schaffte beim Bridging 30 Wiederholungen ohne Pause.

Großartiger Erfolg

Für Esther war die Intensivtherapie ein toller Erfolg. Nach einem Jahr wieder erste Schritte zu machen, waren für die 14-jährige ein emotionaler Moment:

„Das ich in dieser Woche so viele Fortschritten machen konnte, hätte ich mir niemals gedacht“, erzählt Esther am Ende der Therapiewoche.


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