Yvonne hat seit einem unverschuldeten Autounfall vor zwei Jahren eine inkomplette Querschnittslähmung ab dem 1. Lendenwirbel. Ihr großes Ziel ist es wieder Gehen und Stehen zu können. Die mittlerweile dritte Intensivtherapie bringt sie ihrem Ziel wieder näher.
Gut gelaunt und hoch motiviert kommt Yvonne mit ihrem Rollstuhl an einem Montag im August in unser Therapiezentrum in Graz. Freudig wird sie von den Therapeut:innen begrüßt und über Verbesserungen und Fortschritte gesprochen. Denn eigentlich trainiert Yvonne mindestens ein Mal in der Woche in unserem Therapiezentrum in Wien, aber durch bereits zwei Intensivtherapien im Frühjahr und Sommer, ist Yvonne auch in Graz eine gern gesehene und hoch motivierte Patientin. Ihr großes Ziel ist es wieder Gehen und Stehen zu können, denn seit einem unverschuldeten Autounfall vor zwei Jahren mit einer inkompletten Querschnittlähmung ab dem 1. Lendenwirbel, ist Yvonne auf einen Rollstuhl angewiesen. Um ihr Ziel zu erreichen, ist es notwendig Kraft und Wahrnehmung der Beine immer mehr zu steigern und eine gute Rumpfstabilität in den unterschiedlichen Positionen zu haben.
Bereits im April und Juli ist Yvonne für eine Intensivtherapie zu uns nach Graz gekommen. Um auf den Erfolgen dieser Therapiewochen aufzubauen, ist Yvonne im August zu einer weiteren 6-tägigen Intensivtherapie nach Graz gekommen. Sie trainierte täglich für 4 Stunden – 2 Stunden am Vormittag und 2 Stunden am Nachmittag.
Aufbautraining fürs Stehen
Ein spezieller Fokus dieser Intensivwoche lag auf der Verbesserung der Rumpf- und Beckenstabilität im Kniestand, die eine Vorstufe zum Stehen darstellt. Dieses Ziel wird durch die Kräftigung der Bein- und Rumpfmuskulatur sowie durch die Wahrnehmungsverbesserung der unteren Extremität erreicht. Zur selektiven Aktivierung der Hüftstabilisatoren trainierte Yvonne im Liegen mithilfe eines TheraBandes und eines Balles. Weiters wird eine verbesserte Ansteuerung und Wahrnehmung der Wirbelsäulen stabilisierenden Muskulatur durch Übungen im Sitzen auf einem Gymnastikball, auf einem Donut (Gymnastikball in Donutform) oder auch stehend im Stehtrainer Balo trainiert. Mithilfe unserer Pablo-Sensoren konnte Yvonne beispielsweise durch Bewegungen des Beckens verschiedene Computerspiele steuern. Somit erreichte sie mit viel Motivation und Spaß eine hohe Anzahl an Bewegungsausführungen. Dies ist für das motorische Lernen grundlegend. Zusätzlich übte Yvonne auf unseren robotikgestützten Therapiegeräten, dem Gangphasentrainer Omego sowie dem Gangtrainer Lyra.
Auch im Kniestand selbst trainierte Yvonne vor allem ihre Hüftstrecker und -beuger sowie die Wirbelsäulenstabilisatoren. Hierfür sollte sie die Position im Kniestand halten, Seitschritte machen und auch einige Schritte vorwärts gehen. Ein Highlight der Therapiewoche war sicherlich, als Yvonne es ohne Unterstützung der Therapeutin geschafft hat im Kniestand einige Schritte vorwärts und auch rückwärtszugehen. Hierfür stützte sie sich rechts und links an der Therapieliege beziehungsweise der Sitzfläche einer Bank ab. Ebenso überrascht war Yvonne als sie mit nur minimaler therapeutischer Unterstützung von der sitzenden Position am Boden (Fersen rechts neben dem Becken) in den Kniestand kam.
Fortschritte zeigen sich
Durch Assessments konnten am Ende der Woche Fortschritte im Bereich der Kraft-Ausdauer und der Wahrnehmung der unteren Extremität festgestellt werden:
Assessment | Beginn | Ende | Anmerkungen |
Kraftmessung der Beine | Li: 19,4 kg Re: 22,7 kg | Li: 20,3 kg Re: 22,6 kg | Das Gewicht konnte beim End-Assessment 10 sec konstant gehalten werden |
Tiefenwahrnehmung (Propriozeption) der Beine. Am Gangphasentrainer Omego die vorgegebene Pedalstellung möglichst genau zu reproduzieren | 26,5° mittlere Differenz | 18,7° mittlere Differenz | Je niedriger die mittlere Differenz, desto genauer konnte die Pedalstellung reproduziert werden. |
Kniestand (3 Versuche) | 1. 36 sec 2. 45 sec 3. 57 sec | 1. 46 sec 2. 1,04 min 3. 1,23 min | |
Aufstehen | | 1. 15 sec 2. 10 sec 3. 10 sec | |
Durch jeden großen und auch kleinen Therapiefortschritt kommt Yvonne ihrem Ziel wieder stehen und gehen zu können ein Stück weiter!
Yvonne, wir bewundern deine Ausdauer, deine unglaubliche Willenskraft und Motivation! Du bist durch deinen starken Kampfgeist ein großes Vorbild für viele!
Großzügige Spende für Intensivtherapie
Yvonnes Intensivtherapie im August 2022 wurde dank einer großzügigen Spende des Vereins „Dank Dir“ ermöglicht. DANK DIR ist eine Online-Spendenplattform für Kinder mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung in Österreich mit dem Zweck, dringend benötigteTherapien oder Heilbehelfe zu finanzieren. Darüber hinaus unterstützt DANK DIR Sonderausgaben für Geräte, die der Inklusion dienen (Behinderten-Fahrräder u.ä.) oder auch Adaptierungen im Wohnbereich.
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